Webinar • 23. Sep 2021 • 10 Uhr
Wohin mit dem Büro?
Flächenmanagement im Office und Homeoffice.
- Wie kann ich Raumkosten im klassischen Büro senken?
- Welche neuen Räume braucht das »neue« Büro?
- Wie funktioniert das geteilte Büro?
- Wie passt das Homeoffice in die Privatwohnung?
Die Arbeit wird neu verortet: im Büro, unterwegs, im Homeoffice.
Was vor der Pandemie nur in Ansätzen da war, wurde durch Corona radikal dynamisiert. Die flächendeckende „Neuentdeckung“ des Homeoffice hat die Arbeitswelt nachhaltig verändert. Aber sind dann nicht die bisherigen Flächenkonzepte unserer Büros irgendwo zwischen dysfunktional oder verschwenderisch einzuordnen?
Mit dieser fast schon rhetorischen Frage eröffnete Moderator Christoph Hegger von den Stuttgarter Strategen DART Beratende Designer das 7. Webforum Hybridoffice. »Während Facility Manager weltweit angesichts entleerter Büroflächen ins Grübeln geraten,« so Hegger, »zwängen sich die Mitarbeiter zu Hause oft unter Dachschrägen oder Treppenabsätzen ins viel zu kleine Homeoffice.«
Welche Ideen führen raus aus dieser Situation? Welche Konzepte für die räumliche Gestaltung von Büro und Homeoffice gibt es bereits und wie lassen sich diese umsetzen?
»Onlife Spaces« statt klassischer Büroflure
Prof. Dr. Katja Ninnemann von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin ordnete zur Beantwortung dieser Fragen die Veränderung der Arbeitswelt in einen größeren Zusammenhang ein: Die Digitalisierung schaffe in vielen Lebensbereichen völlig neue Nutzungserlebnisse – Shopping, Banking, Learning und eben auch Working veränderten sich paradigmatisch. Dabei verlaufe die Veränderung keineswegs linear, sondern über viele parallele Entwicklungen und schaffe so ein neues, größeres Set an Optionen.

Homeoffice ausgelagert. Die Referentin arbeitete selbst während des Lockdowns im umgenutzten Hotelzimmer, da die eigene Wohnung keine geeignete Arbeitsumgebung bot.
Zugleich hätten die Mitarbeiter einen völlig neuen Blick auf ihre Bedürfnisse entwickelt und Unternehmen sehen neue Potentiale hinsichtlich der Flexibilisierung der Arbeit.
Dies führe laut Ninnemann dazu, dass sich der Schwerpunkt im Workplace Management von der Arbeitsplatzgestaltung zur Organisation der Arbeit hin verschiebe. Neue Flächennutzungskonzepte seien nur vor diesem Hintergrund sinnvoll zu erarbeiten. Die schlichte Reduzierung von Büroflächen beim hybriden Arbeiten sei, so Ninnemann, daher zu kurz gedacht und führe zu nachlassender Leistungsbereitschaft. Vielmehr sei das Büro von seinen Funktionen her neu zu denken – als »Onlife Spaces«.
Die Reduzierung von Büroflächen beim hybriden Arbeiten ist zu kurz gedacht und führt zu nachlassender Leistungsbereitschaft. Wir müssen das Büro neu denken.
Prof. Dr. Katja Ninnemann, Hochschule für Technik und Wirtschaft, Berlin
Um das Bedürfnis der Mitarbeiter nach stetem Austausch zu befriedigen und zugleich innovationsfördernde Dialoge zu ermöglichen, seien etwa unter den Bedingungen des hybriden Arbeitens mehr und auch attraktivere Flächen anzubieten als die enge Kaffeeküche, die – bislang als nicht produktiv wahrgenommen – irgendwo hineingepresst wurde.
Dies gewinne auch an Bedeutung, weil die Erwartungen der Mitarbeiter hinsichtlich gesunder Arbeitsplätze, vertrauensbasierter Führungskonzepte und ganz allgemeiner sozialer Aspekte im Arbeitsleben stark gestiegen seien. In Zeiten eines zunehmend härteren Wettbewerbes um fachlich und sozial leistungsfähiges Personal könnten Unternehmen dies nicht länger ignorieren.
My Home is my Homeoffice?
Dr. Daniel Hannemann, als CEO der Strenger Gruppe jährlich für den Bau von 300-400 Wohneinheiten verantwortlich, schilderte im Anschluss, wie sich parallel auf der Wohnungsseite die Ansprüche bereits verändert hätten: Insbesondere junge Paare und Familien legten über alle Preissegmente hinweg einen deutlich gestiegenen Wert auf räumlich und akustisch abgeschirmte Arbeitsbereiche. Da dies oft in einem größeren Flächenbedarf münde, der dann beim heutigen Preisniveau zu hohe Kosten mit sich bringe, plane sein Unternehmen in die Quartiere mittlerweile vermehrt Gemeinschaftsflächen ein, die bedarfsweise in Anspruch genommen werden könnten. Hinzu kämen auch modulare Möbel, die sich zum Office „ausklappen“ ließen oder flexible Raumtrenner, die einen temporären Schallschutz bieten würden.
Qualität nach innen wird wertvoller. Ob Wohnung oder Büro – welche Lebens- und Arbeitsqualität ich vorfinde, entscheidet über die Nutzung.
Dr. Daniel Hannemann, CEO Strenger Gruppe
Da die einfache Erhöhung des Flächenbedarfs aus finanziellen Gründen nicht in der Breite funktionieren könne und zudem konträr zur heute geforderten Nachhaltigkeit laufen würde, forderte Hannemann ein verstärktes Nachdenken über clevere Lösungen, die auch im Bestand anwendbar seien.
Wird das Büro wirklich kleiner?
Die Verlagerung der Arbeit legt die Verkleinerung der klassischen Bürofläche nahe. Hannemann verwies hierzu auf den aktuellen Neubau seiner neuen Unternehmenszentrale, die pro Mitarbeiter einen höheren Flächenbedarf vorsehe. Neue Funktionen für Teamzusammenarbeit, virtuelle Meetings und anderes bedinge ein neues Verständnis von Büro als die überkommene flächeneffiziente Aneinanderreihung von Arbeitsplätzen in Großraumbüros. So schloss sich der Kreis zur Ausgangsthese von Prof. Ninnemann. Hannemann wies in diesem Zusammenhang auf den noch gravierend wachsenden Mangel an Fachpersonal hin, das nur mit attraktiven Arbeitsplätzen zu gewinnen sei.

Fazit und Ausblick
Christoph Hegger verband schließlich seinen Dank an Referenten und Teilnehmer mit dem Hinweis auf das für den 19. November geplante Jubiläums-Event: Nach einem Jahr Webforum Hybridoffice diskutieren 5 ausgewählte Experten über die Zukunft des Büros – endlich wieder live auf einer Bühne und im Stream für alle Interessierten direkt verfügbar. Dies, so Hegger, dürfe man keinesfalls versäumen.
Fünf Top-Experten aus einem Jahr Webforum Hybridoffice. Das wird ein Must-have-Event für alle, die Arbeit organisieren müssen.
Christoph Hegger, Initiator und Moderator des Webforum Hybridoffice